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Dead Wall Reveries

~ Defätismus und innere Revolution

Dead Wall Reveries

Kategorien-Archiv: Arbeitswelt

Lied vom Revolutionär

16 Sonntag Aug 2015

Posted by dwrkollektiv in Arbeitswelt, Über Kunst und Kultur, Chiffren und Rhythmen, Revolutionstheorie, Utopie

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

Agitprop, Lyrik, Revolution

 

1

 

am frühen frühen morgen

steht der revolutionär nicht auf.

am frühen morgen

auch nicht.

 

am spätmorgen

wendet sich

ein ahornblatt im herbst:

der revolutionär.

 

wer sein kapital vermehren will

soll das selbst tun,

sagt er

 

ich habe kein kapital

also schlafe ich

 

so ist es nicht

doch soll es sein

noch lebt der revolutionär als schwein

noch ist nicht jeder schwein genug

zehntausend schweine stoppen den zug

 

 

2

 

am mittag lümmelt der revolutionär

am fenster die tätigen menschen

bedenkend

 

vorm gesetz sind sie frei

wozu?

 

sie freuen sich arbeiten zu dürfen

weil ihnen außer dem dürfen

nichts bleibt

 

sie freut das geld das sie verdienen

weil sie keins haben

 

ihre arbeit ist wertvoll

für andere

 

ihr leben vergeht rasch

 

viele wissen nicht mehr

warum sie es überhaupt

haben und leiden

am ’sinn‘

 

zum denken kommen sie erst nachts

im traum

 

traurig, denkt der revolutionär

nun nicht – !sondern wirft flugblätter

aus dem fenster

unter die werktätigen,

bis die büros und baustellen

davon verdeckt, straßen und flure

davon verstopft und jeder

arbeitsfortgang

ohne lektüre

und erkenntnis

genauso unmöglich wird

wie mit!

 

so ist es nicht

doch soll es sein

noch lebt der revolutionär als schwein

noch ist nicht jeder schwein genug

zehntausend schweine stoppen den zug

 

 

3

 

in der abendröte reitet der revolutionär

auf einem rostigen esel zum frühstück

mit anderen revolutionären

und bespricht den tag:

 

vielleicht noch 1 zeitung gründen

1 großen saal anmieten

2 agitationsreihen vorbereiten

3 streiks unterstützen

5 fabriken besetzen

16 neue genossen anwerben

17 artikel redigieren

200 bücher nachbestellen

2 000 broschüren verteilen

12 000 neue drucken

1 geldtransport entführen

 

so ist es nicht

doch soll es sein

noch lebt der revolutionär als schwein

noch ist nicht jeder schwein genug

zehntausend schweine stoppen den zug

 

 

4

 

nach getanem kampf gegen die arbeit

zieht sich der revolutionär

zum vögeln zurück

 

er macht ein feuer in den wäldern

aus müll und stahl

 

er berauscht sich an feinen gewächsen

und schwerem gebräu

 

besudelt die finsternisse der welt

mit seinem lachen: wie einer der

kalk an eine schwarze wand wirft

mit löffeln

 

oder ertüchtigt seinen

schwelgerischen geist in den

sieben revolutionären künsten:

 

logik

arithmetik

dialektik

ökonomiekritik

geschichte

rhetorik und

melancholie

 

so ist es nicht

doch soll es sein

noch lebt der revolutionär als schwein

noch ist nicht jeder schwein genug

zehntausend schweine stoppen den zug

 

 

5

 

und wenn die nacht am horizont

ihre rötlichen hundeaugen öffnet

schlägt die stunde des schönen

und der revolutionär ein buch

auf und liest laut

in die luft

 

waldstille bächlein

gotische teufel

preußische prinzen

griechenlands götter

trunkene iren

schlüpfrige lieder

stumme dialoge und

 

gedichte von männern die

70 jahre dichterisch dampften

und nur 7 seiten vernunft

destilliert haben

 

hier sieht der revolutionär

die bürgerliche gesellschaft

im kostüm ihrer selbstanbetung

 

ihr zerstörungswirken

versteckt

unter jahrhundertwerken

wie kadaver unter dem mist

 

genosse kritiker hotte rechnet vor

die einzige kritik, deren

bürgerliche kunst würdig ist:

 

1 von 100 schreibern gedruckt

1 von 100 gedruckten bekannt

1 von 100 bekannten berühmt

1 von 100 berühmten vernünftig

 

aber, lallt genosse oscar, man

muss nicht immer tun und lesen

was vernünftig ist. vernunft heißt

vielmehr: ihre grenzen

kennen

 

(und damit hat er

nun auch wieder recht)

 

so ist es nicht

doch soll es sein

noch lebt der revolutionär als schwein

noch ist nicht jeder schwein genug

zehntausend schweine stoppen den zug

 

 

6

 

eintausendundeinen morgen später

erhebt sich, mit dem morgenrot:

der revolutionär

 

und hört durch den äther

und sieht aus dem fenster

ein ungeordnetes heer – –

 

und ungewaschen schließt er sich an

und ungehindert geht es voran

denn in diesem land wie im land nebenan

ist kaum noch einer mehr

kein revolutionär!

 

nur einige kleinliche geifrige reiche

die wollen ‚ihr eignes‘ nicht teilen

die wollen noch eher beschießen

die leute die’s ihnen schufen und ließen

 

und man sperrt sie nicht ein

und man lässt sie allein

im wasser mit gold an den seilen –

 

So ist es nicht,

doch so soll es sein!

noch lebt der revolutionär als schwein

noch ist nicht jeder schwein genug

und zehntausend schweine

und elftausend schweine

und zwölftausend schweine

sind noch lange nicht schweine genug

 

 

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Neujahrsmorgenjogger

01 Donnerstag Jan 2015

Posted by dwrkollektiv in Arbeitswelt, Brinus vom Schrock, Chiffren und Rhythmen

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1

Nur schwach verwandt mit Mod und Rocker

zieht seine Bahn der Neujahrsmorgenjogger.

Noch riecht die Stadt nach Pulverrauch,

nach halbverdauten Speisen auch,

noch decken Trümmer Bürgersteige,

Scherben, Brillen, Körperteile –

da naht in grünen Neontights

ein munt’rer Jogger doch bereits.

 

Indes der Mitmensch krampft und siecht,

grunzend über Kacheln kriecht,

auf die zuvor, vom Rausch umnachtet,

er selberst sich hat hingeschlachtet –

hüpft durch die Dämm’rung, eins, zwei, drei,

ein Jogger zum WC herbei,

setzt über mancherlei Kadaver,

tollkühn durch saures Sodgewaber,

 

und harret, stetig weiter hüpfend,

den Harnschlauch überm Becken lüpfend,

bis, gar nicht immer zielgenau,

der Vitaminsaftrestestau

gelöst: mit einem leichten Gruß

tänzelt er auf leichtem Fuß

aus der nekrotischen Baracke

zipp! schließt sich seine Windbreak-Reflektoren-Jacke.

 

 

2

Du, froher Früher-Vogel-Mann,

zu selten ehrt man deinesgleichen;

ist doch der zeitig aufstehn kann

der Mann an Deutschlands Zukunftsweichen!

 

Prinzipien sind dir wichtiger

als Körperfreuden, Witz und Rausch,

Sichquälen scheint dir richtiger

als Hirnsynapsenaufgebausch.

 

Wir sind ja Menschen, keine Tiere,

Und Menschen liegen nicht herum!

Wir haben Zahlen, Schlipse und Visiere

in unserm Bestiarium.

 

Das Leben ist ein Hamsterrad,

das hast du früh erkannt:

als Kind schon warst du groß in Fahrt

und hast dich nie verrannt.

 

Laufen, Laufen ist dein Ziel,

von einem Ziel zum andern

(das Ziel gilt dabei nicht mehr viel),

nur schnell – und nicht mäandern!

 

Als Coach, Consultant, Chief Controller

geliebt von jeder Gattin Mutter;

dem faulen Wurm zwar ist erst wohler –

doch früh ist er dein Futter.

 

Du blinkend-flinker Neujahrsläufer!

Du Falk im Frühlicht dieses Jahrs!

O achte nicht der mürben Säufer,

am Zebrastreif unaufgebahrt!

 

Zerrenn, zerstürm, zerstäube die,

so dich heut scheel beäugen!

Sei du der Schinder, sie das Vieh,

und alle Geier Zeugen!

 

Dir, Flügelknabe, Ampelhermes,

singe ich mein Lied:

dir Perle eines göttlichen Gedärmes,

in der man diese Welt gespiegelt sieht,

 

dir, Stadtparkheros, Schützling der Athene,

von Notebookglorien Besonntem,

geschnellt von eines starken Vorstands Sehne

als Pfeil zu neuen Leistungshorizonten!

 

Was wäre Dichten – ohne dich?

Ein lange weilendes Gelage.

So stemmt Apoll vom Lager sich,

damit er eine Laus erjage.

 

 

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Musterbewerbung

29 Sonntag Jun 2014

Posted by dwrkollektiv in Arbeitswelt, Der psychologische Überbau, Gasttexte, Stilblüten & Hirnbluten, Utopie

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Jan-Cäsar Hansel

Einheitsgasse 5

43210 Amarschen

Mobil: 0815 / xx xxx xx xx

Mail: adventure_guy8924@dream.biz

McHinz Unlimited AG

McHinz-Unlimited-Platz 1 – 32

D-05111 McHinzenhausen

Amarschen, den 24.12.2019

Powerjob1 im Bereich Rest Room Management

Eure Anzeige im Job-Portal LEBE DEINEN TRAUM! ® vom 24.12.2019

 

Lieber Mitarbeiter, liebe Mitarbeiterin, liebe Trans-, Non- und Postgender,

hiermit möchte ich mich auf eure spannende Anzeige bewerben, nach der ihr für die Europazentrale der McHinz Unlimited AG einhundert Powerjobber im Bereich Rest Room Management sucht.

Ich arbeite bereits seit acht Monaten als staatlich geförderter Powerjobber bei einem renommierten Marktforschungsunternehmen, wo ich bei der primären Datenerhebung insbesondere im Segment Hygieneartikel tätig war. In dieser Eigenschaft war ich unter anderem an der Produktentwicklung des preisgekrönten Hygienepapiers Senator Symphony extrasensitiv® beteiligt und habe außerdem den europaweit führenden Keramikhersteller OSIRIS bei der Markteinführung der Wasserspülung Night inVenezia® unterstützt. Zuvor war ich drei Monate Mitglied eines hochmotivierten Powerjobber-Teams bei der Gebäudereinigungsfirma Karnowsky & Söhne im Zukunftsbundesland Mecklenburg-Vorpommern®, wo ich Erfahrungen in der Beseitigung auch hartnäckigster Exkrementrückstände (beispielsweise von Stadttauben) sammeln durfte. In 2018 habe ich überdies als einer von 8.000 ausgewählten Teilnehmenden der bundesweiten Initiative DURCHSTARTEN MIT HOCHSCHULABSCHLUSS! des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Psychiatrie als Altenpflegehilfskraft in mehreren Lebensabendhäusern und Demenzresidenzen in der Uckermark, der Niederlausitz und den Ostwaldecker Randsenken unter anderem für die börsennotierten Unternehmen EXITUS ESCORT und MINDLESS HAPPINESS gearbeitet. Mit großem Interesse habe ich dabei die abwechslungsreichen Tätigkeiten in der Altenpflege, wie das Austauschen von Windeln, Bettpfannen, Laken und Kathetern, kennen gelernt. Nicht zuletzt habe ich langjährige Erfahrung in den Bereichen Home Cleaning, Personal Faecal Administration und Darmspiegelung (passiv).

Ich möchte erwähnen, dass ich bereits im vorvergangenen Jahr im Rahmen des Auswahlverfahrens für Hygienehilfskraftanwärter an dem von der McHinz Unlimited AG veranstalteten Assessment-Center Be a Hinz!® teilgenommen und dieses mit der Wertung Triple-B: A Hinz for Life abgeschlossen habe, obwohl ich durch einen dummen Zufall beim Haischwimmen in der letzten Runde verletzt wurde und das Auswahlverfahren wegen eines Klinikaufenthaltes leider nicht abschließen konnte.

In diesem Zusammenhang darf ich hinzufügen, dass ich als Diplom-Volkswirt (Abschlussarbeit zum Thema „Positive Auswirkungen eines unbeschränkten Leistungswettbewerbs auf die Situation der Arbeitskräfte“, Note 1,7) mit den ungeschminkten Tatsachen der Konkurrenzgesellschaft gut vertraut bin und daher durchaus Verständnis für die zuweilen kritisierten Methoden der McHinz AG habe, mit deren Leitbild – Work hard! Live wild! – ich mich voll und ganz identifiziere. Den beliebten Slogan I am Hinz! You are Hinz! We are Hinz!® habe ich stets wörtlich genommen und schon früh zu meiner ganz persönlichen Lebensphilosophie gemacht.

Meine ausgesprochen methodische Arbeitsweise in Verbindung mit einem radikal lösungsorientiertes Vorgehen möchte ich als meine größten Stärken bezeichnen. Sie waren auch bisher der Schlüssel zu meinem beruflichen Erfolg. Weitere herausragende Qualitäten sehe ich in meinem realistischen Blick auf Problemsituationen und in meinem Talent, Mitarbeitende auch für scheinbar weniger attraktive Aufgaben zu begeistern. Loyalität, Konzeptionsstärke und Natriumhydrogensulfat sind für mich keine Fremdwörter! Die Position als Hygienehilfskraft bei McHinz Unlimited sehe ich als konsequenten Schritt im Hinblick auf meine berufliche und persönliche Verwirklichung.

Die angesetzte Arbeitszeit von 75 Stunden pro Woche passt mir als Single sehr gut. Auf mein Gehalt in Höhe von 0,95 € pro Stunde werde ich selbstverständlich den Tarifvereinbarungen gemäß während der ersten 18 Monate keinerlei Rechtsansprüche erheben. Die Zahlung der von McHinz Unlimited errechneten Anstellungs-, Einarbeitungs- und Betriebsgebäudenutzungsgebühren in Höhe von monatlich 187,99 € werde ich jeweils am Ersten des Monats leisten. Ein entsprechender Kredit bei der Sozialbank der Warmherzigen Brüder AG ist mir bereits gesprächsweise zugesagt worden.

Ab dem 1. Januar bin ich jederzeit für einen Neubeginn bei der McHinz Unlimited AG verfügbar. Mein großer Wunsch ist es, in einigen Jahren als Rest Room and Garbage Management Trainee ein Teil der McHinzschen Unternehmenskultur zu sein.

Schließlich muss ich darauf hinweisen, dass ich als Träger einer Oberschenkelprothese zu achtzig Prozent schwerbehindert bin, was sich jedoch keineswegs als leistungsmindernd auswirkt, sondern im Gegenteil überdurchschnittliche Problem solving Skills mit sich bringt: meine sogenannte ‚Behinderung‘ begreife ich als alltägliches Resilienz-Training, für das ich sehr dankbar bin, und als Ansporn zu kreativen Problemlösungen.

Über eine Einladung zu einem persönlichen Gespräch oder zur erneuten Teilnahme am Assessment-Center Be a Hinz!® würde ich mich sehr freuen.

Mit motivierten Grüßen,

Jan-Cäsar Hansel

 

 

ANLAGEN:

1 Motivationsschreiben

1 Lebenslauf

1 Diplom in Volkswirtschaftslehre (Gesamtnote 1,3)

6 Zertifikate div. Weiterbildungen (u. a. Mentaltraining, Leben ohne Geld, Suizidprävention)

9 Zwischenzeugnisse

14 Praktikumsbescheinigungen

1 Verschwiegenheitserklärung

1 Testament

 

Zu meiner Motivation im Bereich Rest Room Management

 

Ich hatte schon immer eine besondere Neigung zu weißen Fliesen. Dieser Glanz, der, geradezu unauslöschlich, noch in einer Neumondnacht von polierten weiß gefliesten Wänden ausgeht, sowie ihre einzigartige haptische Beschaffenheit, weicher als Metall, doch mit mehr Entschlossenheit als Holz, rational und elementar zugleich, lösen in mir Glücksgefühle aus, für die ich mitunter belächelt worden bin. Bereits in Kindertagen habe ich viele Stunden in großer Zufriedenheit damit verbracht, schmutzige Kacheln zu scheuern. Da mein Vater in der Fleischereibranche tätig war, gab es stets Anlass dazu. Das Erlebnis, wie durch den Akt der Reinigung das Wesen der Fliese allmählich ans Licht trat, gerade wenn sie zuvor kaum mehr als Fliese zu erkennen gewesen war, wie der anfängliche Ekel vor dem Schmutz in ein universales Behagen mündete, in dem nicht nur die Fliese, sondern auch mein Geist sich zu Klarheit und Reinheit zu erheben, ja die Welt in einem weißen Polierglanz zu schimmern schien, das weckte in mir ein Triumphgefühl angesichts dieser Metamorphose von krustigem, blutigem Schleim in männliche Vernunft, als hätte ich selbst teil am Akt einer göttlichen Beseelung. Eine Fliese zu scheuern schien mir nicht weniger zu bedeuten als einen Stein, der aus dem Gemäuer des Kosmos gefallen war, wieder dort anzubringen, wo Gott selbst ihn angebracht hatte. –

Auf der anderen Seite berührt mich Schmutz auf ebenso besondere, erklärungswürdige Weise. Ich pflege ihm gegenüber eine geradezu epische Feindschaft, insbesondere gegen seine gröbste, widerlichste, unerträglichste Ausprägung – das Exkrement. Das Exkrement ist der finstere Herrscher über den Unrat in allen Erdteilen, und der Kot die Lepra unter den stofflichen Dingen. Mein Hass auf Exkremente ist die Triebfeder all meiner Handlungen, und meine Gedanken sind nahezu ununterbrochen von Exkrementen beherrscht. Wenn ich Zeitung lese, stoße ich häufig auf Wörter, die mein unermüdlicher Reinigungswille mir vorspiegelt, wie Rechtsexkremisten, Genexkremente, Exkremenzminimum,Urinalgenie,Exkremenzinitiative und Top-Exkremenz. Dies ist keineswegs ein pathologisches Symptom, wie man mir versichert hat, sondern lediglich eine normale Erscheinung bei überaus leistungsbereiten Menschen.

Meine Leistung, von der ich mir wünsche, sie künftig in den Dienst der McHinz AG stellen zu dürfen, ist das Entfernen von Schmutz mit Exkrementcharakter, und meine Bereitschaft zu dieser Leistung ist eine eiserne Entschlossenheit, alles Exkrementale und Exkrementartige, alles Kotige und Urinale, kurz sämtliche Absonderungen des gastroenteritischen Organkomplexes rückstandslos und ohne jedes Zögern zu eliminieren und alle mit derlei Substanzen in direkten oder indirekten Kontakt gekommenen Bauteile zu polieren, zu desinfizieren und zu desodorieren.

Rest Room Manager ist für mich kein ehrenrühriger Beruf. Die Verdauung ist ein sehr viel wesentlicheres Element des Menschseins als Algorithmen oder das interne Rechnungswesen. Hygiene ist die Grundlage unserer Zivilisation, und die Tätigkeit einer Hygienefachkraft ist unverzichtbarer Bestandteil der sozialen Marktwirtschaft, die ohne das Engagement von Menschen wie mir im Kot versinken müsste. Mit Bürste und Flüssigreiniger steht der Rest Room Manager an den Toren der bestehenden Ordnung. Ich wäre stolz und dankbar, diese dienende Funktion mit all meiner Kraft auszufüllen. Darminhalt ist für mich kein Tabu, das Wort „Arschkriecher“ für mich keine Beleidigung. Ich sehe mich als Dienstleister im Rektalbereich. Scheiße ist mein Leben!

 

 

 

1 Anm. d. Hrsg.: Im Zuge der ‚Neuen Sozialen Arbeitsmarktreform‘ von 2018 wurden die bis dato in Deutschland als ‚Ein-Euro-Jobs‘ bekannten Arbeitsverhältnisse in sog. ‚Power-Jobs‘ umbenannt.

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Tiere im Park

25 Sonntag Mrz 2012

Posted by dwrkollektiv in Arbeitswelt, Chiffren und Rhythmen, Natur und Sterben, Utopie

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Im Park im Frühling in der späten Stadt,

Wenn fünf Prozent von ihrer Fläche blühen,

Gibt man was man vom Leben netto hat

Dem Licht, den Freunden und der teuren Stadt

und nutzt es zur Erörterung der Mühen:

 

Dass man die Arbeit liebt, die man halt hat,

die Kinder wollte, die das Leben teuern,

dass man sich fit hält, obwohl häufig matt,

noch läuft und lernt und gern mit Freunden lacht,

und alles noch, nachdem sie einen feuern.

 

Die Vögel jubeln, hoch und fern von jeder Stadt,

Den Hunden sieht man an, dass sie nicht denken,

sie pesen über Rasen wie mit tausend Watt,

nichts Hinderndes scheint es zu geben, alles glatt

wie eine Eisbahn – niemand muss mehr lenken.

 

Und plötzlich hört man auf zu überlegen,

verliert sich in den frühlingsfrohen Lauf des Tiers –

erörtert und belacht nicht mehr Kollegen,

vergisst was man doch wollte widerlegen,

sehnt sich Betäubung, Leere, Nichts entgegen:

will Alles fluten noch im letzten Schlückchen Biers.

 

 

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Ereignisse des Waldes

24 Freitag Feb 2012

Posted by dwrkollektiv in Arbeitswelt, Illusionsbruch, Natur und Sterben, Utopie

≈ 2 Kommentare

Junge Männer, die wochentags magnetische Ansteckschilder mit Firmenlogos und ganz persönlichem Namenszug am Revers tragen, sind gut beraten, wenn sie sich nicht an sonnigen Sonnabenden dabei erblicken lassen, wie sie auf scheineinsamen Wanderpfaden breitbeinig auf hölzernen Brücken stehen und in frohem Bogen über das knorrige Naturgeländer in einen metertief darunter plätschernden Bach hinunterstrullern, dass es noch hinter der übernächsten Pfadbiegung wasserfallgleich zu vernehmen ist. Das ist nicht die verinnerlichte Stimme der eichendorffischen Waldeinsamkeit, werden sich erfahrene und erst recht ortskundige Wandersleute denken, die in Hörweite dieses Geräuschs geraten. Und sie werden ihre haxendrallen Waden spannen in neugierigem Marsch um die nächste und die übernächste Biegung und – aber das ist doch – – Herr Bittenfeld! Endlich wieder wie ein Kind ins All hineingeströmt und lächelnd, sozusagen kniend in der Kirche der Natur, braucht es noch einen halbbewußten Augenblick, bis man erkennt, dass es dort unten einen kniebundbehosten Grund gibt zu erschrecken: Herr Doktor Krautheuser, mit Walkingbesteck und Deutschem Wachtelrüden (Note ‚gut‘ bei der Verbandsschweißprüfung und seit dem Tod der Gattin Krautheusers letzte Kreatur für warme Worte), ein Inbild der Gewichtigkeit, ganz Mann mit manchen ganzen Männern unter sich – und jetzt vor sich dies Männchen! Gott – die quälenden Sekunden, bis der Wasserfall vertropft ist und der Reißverschluss der Zivilisation wieder geschlossen! Eine panische Stille kehrt ein unters Blätterdach. Nicht gesprochen werden kann über solche Dinge, die in der Geschichte der Menschheit eigentlich bereits geendet hatten, als die Sprache begann. Urtümlich-Lehmiges. Körperflüssiges.

„Steht nicht in Ihrem Arbeitsvertrag geschrieben: ‚Der Angestellte hat in seinem Tun und Handeln stets die Steigerung der Anziehungskraft der Marke Schlagmichtot nach innen und nach außen zu fördern‘? Und erachten Sie es im Vollbesitz Ihrer zweitrangigen Geisteskräfte für dem Ansehen des Unternehmens förderlich, in romantischer Naturidylle, welcher sich eine Vielzahl seriöser Wanderer mit offenen Sinnen anzuvertrauen pflegt, ihren Stoffwechsel derart tolldreist zu inszenieren?“

Auf diesem Höhepunkt des Konflikts ergeben sich zweierlei Entwicklungsmöglichkeiten. Erstens: Zwei finstere Wanderstiefelträger werden bald von verschiedenen Seiten die Brücke entern und diesen hoffnungsvollen jungen Herrn, auf dessen Ansteckschild einst der Name „Bittenfeld“ blitzte, aus der Hörweite seriöser Wandersleute entfernen, ohne dass er etwas Böses getan hätte. Zweitens: Von der Höhe azurdurchwirkter Buchenwipfel sprengt von Ast zu Ast auf einem Ziegenbock ein gehörnter Dämon auf die Brücke herab, schüttelt seine mit dem roten Bart verflochtene Mähne und bietet dem Ankläger seine befellte, breite Brust. Und spricht:

„Das Menschliche kann nicht durch Klauseln dividiert werden. Immer bleibt ein stummer, flüssiger Rest. Nasenbluten im Meeting. Ein Alptraum in der Hochzeitsnacht. Unvorhersehbare Zwischenfälle im Drüsengewebe. Das alles sind Ereignisse des Waldes, des dunklen Grundes unter dem Asphalt und Anzug. Eines endlosen neundimensionalen Labyrinths. Da kommt man zwischen zwei Terminen nicht mal eben durch: zwischen Geburt und Sterben. Ein Lauf unter Wasser, traumzäh, die Luft ist begrenzt, und keiner weiß, wo oben ist. Selbst mit einem lebenslangen Faust-Stipendium für Existenzergründung und All-Erkenntnis inklusive mystischer Exkursionen, Nürnberger-Trichter-Seminaren in sämtlichen Wissenschaften und Forschungskolloquien mit verstorbenen Geistesfürsten,  maßgeblichen Naturgeistern sowie dem Teufel persönlich (Gottes Stellvertreter auf Erden) verdrehen sich die Augen auf dem letzten Pfühl doch nur in den eignen Schädel, und nicht in den der Welt.“

„Und danach?“ wendet unser Vorgesetzter ein. „Ein brauchbarer Mensch hat bis zu seiner letzten Stunde Referenzen angesammelt. Und hat womöglich gute Aussichten auf eine postmortale Karriere am Puls der Ewigkeit. Da lösen sich dann alle Fragen!“

„Ewigkeitskonzepte von Eintagsfliegen! Wortreiches Antichambrieren in den unteren Etagen der Zentrale des großen Universalvorsitzenden (unendlichstes Stockwerk – Büro rundumverspiegelt – leer – Aschenbecher aus schädelförmigem Malachit). Jeder Mensch ist eine Marionette an vieltausend Fäden, und kein Gott groß genug, die Fäden alle so zu spielen, dass sie sich nicht verwirren alle sieben Hundejahre. Die Verwirrung ist gerade das Göttliche. Das Schicksalsknäuel. Die Schicksalsknoten. Der Schicksalsfaden – eine Tripelhelix aus Wärme, Tod und Unwissen.“

Alles schwieg. Der Wind trug einen stillen Raben durch den offnen Raum.

„Also ist es menschlich und klug, für einen plätschernden Moment die schwachen Grenzen der Kontrolle und das eingeübte Selbst zu überschreiten. Innezuhalten am Weg und sich seitwärts zu wagen auf eine Lichtung des Alls, nur um einmal anders zu atmen. Bildhaft gesprochen. Und vielleicht dort auf dem Farn zu liegen, bis die Nacht kommt, unterm grünen Hauch des Pflanzenhimmels…“

Ein Traum, was sonst. Im Aufzug. Den Anzug harnischhaft gestrafft. Die Brille, das Visier, nochmal zurechtgerückt. Homo sapiens honoris causa. „Ach, Bitterfeld, Sie stehen gerade so schön. Drücken Sie doch mal fix auf die 33. Besten Dank.“

 

(Dieser Text ist zuerst am 2.2.2012 in gekürzter Fassung in der „Berliner Zeitung“ erschienen unter dem Titel „Die wahren Ereignisse des Waldes“.)

 

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Schnupfen

24 Montag Okt 2011

Posted by dwrkollektiv in Arbeitswelt, Chiffren und Rhythmen, Metatexte, Pessokows Tagebuch, Produktionsbedingungen

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wie? sagt er

du machst einfach

gar nichts?

 

gar nichts wär

übertrieben

sag ich:

ich schreibe

 

und was, sagt er

verdient man

da

so?

 

man zahlt drauf

sag ich

 

und warum

machst dus dann?

 

ich mach es ja nicht

es ist mehr ein sein

sag ich

als ein tun

 

alter schwede!

sagt er

 

ein zustand, sag ich

wie schnupfen

oder schulden

 

der hat sich eben so

ergeben und jetzt

geht er einfach

nicht mehr

weg.

 

 

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Socialist Network…

Socialist Network…
"I had feared to ask him to do the slightest incidental thing for me, even though I might know, from his long-continued motionlessness, that behind his screen he must be standing in one of those dead-wall reveries..." (Herman Melville)

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"The report was this: that Bartleby had been a subordinate clerk in the Dead Letter Office at Washington, from which he had been suddenly removed by a change in the administration. When I think over this rumor, I cannot adequately express the emotions which seize me. Dead letters! does it not sound like dead men? Conceive a man by nature and misfortune prone to a pallid hopelessness, can any business seem more fitted to heighten it than that of continually handling these dead letters and assorting them for the flames? For by the cart-load they are annually burned. Sometimes from out the folded paper the pale clerk takes a ring:—the finger it was meant for, perhaps, moulders in the grave; a bank-note sent in swiftest charity:—he whom it would relieve, nor eats nor hungers any more; pardon for those who died despairing; hope for those who died unhoping; good tidings for those who died stifled by unrelieved calamities. On errands of life, these letters speed to death." (Herman Melville)

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