A kauft eine Währung. B wettet auf den Kurs dieser Währung. C kauft Wetten von B. D wettet auf den Kurs dieser Wetten. E wettet auf den Kursverfall der Wetten von D und auf den Staatsbankrott des Landes, in dem die Währung gilt. F kauft E’s Wetten und verkauft sie zusammen an G. H kauft alle Wetten G‘s auf, so dass ihr Kurs steigt, wettet dann auf den Verfall dieser Wetten gegen F, und verkauft sie dann, so dass der Kurs plötzlich abstürzt und er seine eigenen Wetten auf den Kursverfall von G‘s Wetten teuer an I verkaufen kann, der inzwischen F’s Arbeitgeber ist. I feuert F und stellt H ein. J, nach einem Klinikaufenthalt in der Privatklinik von G wieder voll dabei, übernimmt H’s früheren Job und stirbt. K lehnt I’s Angebot ab, für J einzuspringen. Er kauft F‘s Haus und Anteile der neuen Firma L, für die er nun stattdessen arbeitet. M leiht ihm das Geld für das Haus vorerst günstig. Da die Anteile von L steigen, kauft N die Firma auf, indem er einen Kredit bei M aufnimmt. Den Kredit schreibt N L in die Bilanz, kassiert von L die eine und andere Summe für seine Investorendienste und verkauft schließlich das konkursreife Unternehmen an O. O muss Einsparungen vornehmen und entlässt K. K muss Einsparungen vornehmen und verhandelt mit M über sein Darlehen. M will lieber keine Einsparungen vornehmen und zwangsversteigert K‘s Haus gewinnbringend an P. P ist der liquide Inhaber einer Schuldnerberatung, die unter anderem F und K betreut. Ein Jahr zuvor hat P noch für Q gearbeitet, den schwächeren Konkurrenten von L, den L in die Insolvenz gezwungen hat. E hat inzwischen in dem Land, auf dessen Staatsbankrott er gewettet hat, von jenem Geld, das er beim Staatsbankrott verdient hat, günstig eine Autofabrik und ein Schloss gekauft. Er verkauft die Autofabrik an N, zieht mit Q’s Frau in das Schloss und gründet eine wohltätige Stiftung. R, ehemaliger Minster der inzwischen gestürzten Regierung des bankrotten Staates, eröffnet eine Unternehmensberatung und berät N’s neue Autofabrik. S verliert dabei seinen Posten als Vorstandsmitglied und wird Sonntagsredner und Staatschef der neuen Regierung. D, der sich ebenfalls aus dem Wettgeschäft zurückgezogen hat, um endlich kreativ tätig zu werden, schreibt seine Reden, indem er die Wörter „Zukunft“‚ „Verantwortung“, „Reformen“, „Gerechtigkeit“, „Augenmaß“ und „Wettbewerbsfähigkeit“ in beliebiger Folge aneinanderreiht. T, der ehemalige Staatschef, wird Schirmherr der Stiftung von E. C hat inzwischen einen verantwortungsvollen Posten bei M, wo er für die Verbriefung unsicherer Darlehen zuständig ist. U, soeben ausgewandert aus dem bankrotten Staat, investiert begeistert nicht unerhebliche Anteile eines Pensionsfonds der Bürger seiner wohlständigen Wahlheimat in C’s neues Finanzinstrument. P erklärt indessen F und K und vielen anderen, wie sie möglichst bald ihre Kredite zurückzahlen könnten, nämlich indem sie bei seinem Freund V einen neuen, günstigeren Kredit aufnähmen. V refinanziert diese Kredite aus den Gewinnen, die sein Institut beim Weiterverkauf derselben Kredite an B macht, der sie teurer an M verkauft, wo C sich allerlei einfallen lässt, um sie besser verpackt und noch teurer an U zu verkaufen, der sie möglichst schnell an W weiterreicht, der sie seinerseits allerdings nicht mehr an V verkaufen kann, da V in Zahlungsschwierigkeiten steckt und mit ihm B, M, U und W. Der zuständige Finanzminister X stützt V und B und M und U mit Steuergeldern, weshalb er einen neuen Haushaltskredit aufnehmen muss bei A, dem Chef der GBAB, der größten Bank aller Banken. W steht kurz vor der Pleite wird von M übernommen, der ja nun wieder flüssig ist. Als Y, Fondsmanager der zweitgrößten Bank aller Banken, auf den Bankrott des Staates wettet, dessen Finanzminister X ist, hat Z, das größte Finanzgenie der größten Bank aller Banken, eine unerhörte Idee. Er schafft das sogenannte Doomsday-Derivat, eine Art Wette auf den finalen Crash, extrem günstige Wettscheine mit doppelter Gewinnoption: erfüllt sich die Prognose, streicht man eine absurde Rendite ein – erfüllt sie sich nicht, erwirbt man das Recht, später noch eminente Gewinne bei anderen Produkten der GBAB einzukassieren. Eine dritte Möglichkeit besteht nicht: der Gewinn ist also zu 100% sicher und das Doomsday-Derivat damit das erste und einzige Tail-Risk-Derivat, dessen Gewinnwahrscheinlichkeit um ein Vielfaches höher liegt als das Risiko, auf das man wettet. „Ich weiß, das scheint unmöglich“, ließ sich Z in der Financial Rimes vernehmen, „aber der Markt kann eben Dinge wahr machen, die vorher falsch und unmöglich erschienen. Das ist überhaupt das Wesen des Marktes.“ Z’s Doomsday-Derivat war das einzige Papier, dessen Kurs am letzten Öffnungstag der Börsen noch stieg…

(Dieser Text ist eigentlich nur ein Auszug aus dem traditionellen Neujahrstext von DWR, den unser säumiger Autor Sandro Sahara aufgrund einer Ineinanderstauchung widerwärtiger Unwahrscheinlichkeiten, darunter Bisswunden und Großbrände, bisher nicht fertigstellen konnte. Da uns seit Silvester 0 Uhr zahllose Beschwerden von Abonnenten erreicht haben, wo denn „der gottsbeschissene NeujahrsteXt“ bleibe, verbunden mit Drohungen, unsere „P3nn35173 p3r H4ck3r4n6r1ff“ lahm zu legen, haben wir uns zu dieser Vorabveröffentlichung entschlossen.

Der laut Prognose seines Autors unmäßig lange und sinnverwirrende Text „Reset 13.0.0.0.0 – Stürzt 2012 die Matrix ab?“ wird in vollem Format wohl erst gegen Ende des Monats hier erscheinen. Achten Sie also bis dahin auf ihren Weg kreuzende Rottweiler.)